Amphion

Amphion

Griechische Mythologie

1) der berühmte griechische Barde, welcher so vortrefflich die Lyra spielte, dass sich nach dem Klange derselben die Steine bewegten, Sohn des Jupiter und der Antiope, ward nebst seinem Zwillingsbruder Zethus gleich nach der Geburt ausgesetzt, von Hirten gefunden und gross gezogen. Amphion, durch Schönheit und Muth ausgezeichnet, ward von Apollo oder den Musen mit der Lyra beschenkt, welche er auf bewundernswürdige Weise spielen lernte; auch ward er durch die Gunst der Himmlischen ein trefflicher Dichter, und entzückte bald Alles durch Spiel und Gesang, obwohl er dabei immer noch Hirt und Jäger blieb. Da kam Antiope zufällig zu dem Erzieher ihrer Kinder, welche sie als die ihrigen erkannte, und von jetzt an wendete sich das Schicksal der Brüder und ihrer Mutter; denn voll Zorn auf Lycus und Dirce, welche Antiope bisher so schändlich behandelt hatten, vereinigten sich Erstere zu deren Bestrafung mit den Hirten der Umgegend, ein rüstiges Heer überfiel Theben, und Lycus blieb von Zethus' Händen. Die Burg von Theben, Cadmea, ward noch mehr befestigt, und die Stadt selbst durch Doppelmauern mit bedeckten Gängen mit der Akropolis verbunden. Hier, sagt man, habe Amphion die Steine nach den Tönen seiner Lyra bewegt, so dass sie sich selbst zusammengefügt und die Mauern geschlossen hätten. Nun vermählte Amphion sich mit Niobe; die Ehe war höchst glücklich, denn Niobe war edel und schön, so schön, dass sie, nachdem sie 14 Kinder geboren, nur das älteste unter diesen Geschwistern schien; doch ihr Glück machte sie übermüthig, und sie pries sich höher, als Latona, welche nur zwei Kinder hatte. Zur Rache dafür erlegten die Kinder der Latona, Apollo und Diana, mit ihren Pfeilen alle Kinder der Niobe.

2) Amphion, einer von den Befehlshabern der Epeer, welche zusammen mit 40 Schiffen vor Troja zogen;

3) Amphion, ein Argonaute, welcher mit seinem Bruder Asterius an dem Zuge Theil nahm; beide waren Söhne des Hyperasius aus Pellene.

4) Amphion, König von Orchomenus, Sohn des Jasus. Berühmt wegen ihrer hohen Schönheit war seine Tochter Chloris.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874