Androgynen

Androgynen

Griechische Mythologie

Mannweiber, mit vier Armen, vier Beinen, zwei Köpfen und einer Vereinigung männlicher und weiblicher Kräfte, dabei kühn bis zum Uebermuth, so dass sie es wagten, Jupiter im Olymp zu bestürmen, wobei ihre Schnelligkeit ihm nicht wenig zu schaffen machte, da sie sich kreisförmig wie ein rollendes Rad fortbewegten. Jupiter wollte sie nicht zerschmettern, wie die Giganten; er theilte sie daher nur, schied die männliche Hälfte von der weiblichen, und ertheilte dem Apollo den Auftrag, die so Geschiedenen zu heilen; von der Art, wie diess geschehen, trägt der Mensch noch im Nabel die Spur: er band nämlich die verletzte Haut über der entblössten Stelle zusammen. Mit der Theilung ging ihre ursprüngliche Kraft verloren, sie wurden Menschen; allein die schönste der Tugenden, die Liebe, und die mildeste und mächtigste Regung, die Sehnsucht, dankt ihr Entstehen dieser Theilung.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874