Anninga

Anninga

Grönl. Mythologie

Der personificirte Mond, der Bruder der Malina (Sonne). Wie beinahe alle Götter der Grönländer, so waren auch diese einst Menschen; Anninga verliebte sich in seine schöne Schwester, und um ihr unerkannt nahen zu können, löschte er bei Spielen, welche er nebst seinen Freunden häufig veranstaltete, alle Lampen aus, und suchte dann Malina auf. Diese, um ihren unbekannten Liebhaber zu entdecken, schwärzte einst ihre Hände mit Russ und fuhr dem sie in die Arme Schliessenden über das Gesicht und den schönen, weissen Seehundspelz; darauf eilte sie aus der Hütte und zündete Moos an, um den Geschwärzten zu sehen; dieser aber eilte ihr nach, und sie musste entfliehen, da sie ihn erkannte und er seine bisherigen Freuden nicht aufgeben wollte. Das brennende Moos beleuchtete ihren Pfad; ein Büschel desselben, das er anzündete, um ihr zu folgen, verlöschte bald, so dass er nur bei ihrem Lichte ihr nachkam, daher der Mond weniger leuchtet, als die Sonne; sie erhob sich endlich zum Himmel und ward zur Sonne, während er, sie stets umkreisend, zum Monde ward. Von seiner Leidenschaft gequält, vergisst er Essen und Trinken und wird mager (letztes Viertel), bis er ganz verschwindet (Neumond); dann geht er auf den Seehundsfang und kommt darauf, stärker werdend von der genossenen Nahrung, wieder zurück (erstes Viertel), bis er wieder in all' seiner Schönheit und Fettigkeit dasteht (Vollmond). Die Flecken desselben sind die Striche von Russ, die ihm Malina auf das Gesicht und den Pelz gemacht hat, und das Aufglühen seines Moosbüschels, welches nicht brennt, aber auch nicht völlig verlöscht, macht, dass er zuweilen glühend roth erscheint.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874