Antenor

Antenor

Griechische Mythologie

Ein angesehener Trojaner, Sohn des Aesyetes und der Cleomestra, war ein erfahrener, verständiger Mann, und schon vor dem trojanischen Krieg von Priamus nach Griechenland geschickt, um seine von den Griechen geraubte Schwester Hesione zurückzufordern, ward aber überall mit seiner Forderung abgewiesen. Als aber Menelaus und Ulysses als Gesandte wegen des Raubes der Helena nach Troja kamen, nahm er sie gastlich in sein Haus auf, und rettete sie, als die Söhne des Priamus Verrath gegen sie aussannen. Während des trojanischen Krieges fuhr er mit Priamus in das griechische Lager, um den Vertrag wegen des Zweikampfes zwischen Menelaus und Paris abzuschliessen; später rieth er, aber vergeblich, Helena mit ihren Gütern zurückzugeben. Er war vermählt mit der Tochter des Cisseus, Theano, einer Priesterin der Minerva; von ihr hatte er eine Tochter Crino und zwölf Söhne, welche zu den tapfersten Vertheidigern Troja's gehörten, und alle von den Händen der berühmtesten griechischen Helden in der Vertheidigung der Stadt fielen. So Homer . Nach Späteren soll er den Griechen mit einer Leuchte von der Mauer her das Zeichen zum Einbruch gegeben, ihnen das Palladium ausgeliefert, selbst das entsetzliche hölzerne Pferd geöffnet und, der Verabredung gemäss, sein Haus durch ein zum Fenster herausgehängtes Pantherfell bezeichnet haben. Auch will man wissen, dass er, nach Eroberung der Stadt, mit Menelaus und Helena Troja verliess. Auf dieser Reise ward er mit seinem neuen Freunde nach Libyen verschlagen, und blieb in Cyrene, woselbst man sein Grab oder einen Hügel der Antenoriden zeigte, auf welchem jährlich Todtenopfer gehalten wurden. Nach noch anderen Angaben wäre er mit den Henetern über Thracien nach Oberitalien gezogen, hätte hier am innersten Winkel des adriatischen Meeres sich niedergelassen und sein Volk den Namen Veneter angenommen, welcher in dem Namen der späteren Stadt Venetia (Venedig) noch erhalten ist.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874