Bacchanten Bacchantinnen

Bacchanten Bacchantinnen

Griechische u. römische Mythologie

Die letztere Benennung ist von doppelter Bedeutung; sie bezeichnet

1) Weiber, die der Volksglaube sich als Begleiterinnen des Gottes Bacchus während seiner Thaten und Schicksale auf Erden dachte, und

2) diejenigen, die in der Wirklichkeit die Feste jenes Gottes feierten: nur in letzterem Sinne kann der erstere, das männliche Geschlecht betreffende Name gebraucht werden. Jene Begleiterinnen des Bacchus auf seinem Zuge nach Indien werden sonst auch Mänaden, Thyiaden, Mimalloniden, Lenä, Bassariden genannt. Sie kränzten sich mit Weinlaub, hängten um die Schultern ein Rehfell oder das eines Tigers, und trugen in der Hand einen Stab mit Weinreben umflochten (den Thyrsus). Bacchus ertheilte ihnen die Gabe, viele Wunder zu thun. Sie konnten Schlangen in ihre Haare flechten, wilde Thiere mit den Händen leiten, mit einem Schlage ihres Thyrsus der Erde Milch und Honig entströmen lassen. Als Bacchus aus Indien zurückkam, fing Lycurg diese Weiber auf, der Gott aber machte ihn rasend, die Bacchanten kamen wieder los, und theilten ihre Raserei andern griechischen Weibern mit. Auf Werken des Alterthums, besonders auf Basreliefs und Vasengemälden, erscheinen sie sehr häufig; die eine unserer Abbildungen zeigt eine einzelne Bacchantin, die andere einen ganzen Bacchantenzug.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874