Cassandra

Cassandra

Griechische Mythologie

Die unglücklichste unter den Töchtern des Priamus und der Hecuba. Apollo liebte sie und versprach, wenn sie ihm ihre Gegenliebe schenke, sie die Zukunft durchschauen zu lehren. Cassandra willigte ein, hielt aber ihr Wort nicht, als sie von dem Gotte begabt worden war; dafür raubte er ihren Aussagen den Glauben der Menschen und machte sie zum Gespötte der Leute. Jetzt hielt man Cassandra für wahnsinnig, und da sie nichts als Unglück prophezeite, ward man der Störerin aller Freuden bald überdrüssig und sperrte sie in einen Thurm. Später ward sie Priesterin der Minerva, aus deren Tempel auch Ajax, Oileus' Sohn, sie bei den Haaren schleifte, da sie die Bildsäule der Göttin umklammert hatte, und so diese mit der Unglücklichen niederriss. Nach Eroberung der Stadt wurde sie Agamemnons Beute, der sie mit sich zu Schiffe nahm und mit ihr die Zwillingssöhne Teledamus und Pelops erzeugte. Als der König in sein Vaterland zurückkehrte, ward er entweder im Bade oder bei der Tafel ermordet, wobei auch Cassandra ihren Tod fand. Auch ihre beiden Söhne wurden von der barbarischen Clytämnestra auf dem Grabe des Agamemnon geschlachtet. Pausanias erzählt, dass in den Trümmern von Mycenä das Grab des Agamemnon, der Cassandra und der beiden Knäblein zu sehen sei, dass jedoch über das Grab der Cassandra sich die Amycläer streiten. Auch hatte sie zu Leuctra einen Tempel und eine Bildsäule unter dem Namen Alexandra.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874