Ctesylla

Ctesylla

Griechische Mythologie

Beiname der Venus zu Julis auf der Insel Ceos. Ein Mädchen desselben Namens wohnte auf der Insel, die Tochter des reichen Alcidamas, in welche sich Hermochares, ein armer Jüngling, verliebte; um nun zu ihrem Besitz zu gelangen, schrieb er auf einen Apfel den Schwur, dass Ctesylla ihn zum Gatten nehmen wolle, und rollte ihr denselben zu, als sie sich im Dianentempel befand, welcher so heilig war, dass die dort ausgesprochenen Schwüre für unverbrüchlich galten. Ctesylla erhob den Apfel, las die Schrift und verband sich somit zu dem, was sie ausgesprochen; der Vater sagte sie in Folge dessen auch dem um sie werbenden Hermochares zu, allein ein später erscheinender wohlhabender Freier bewog ihn, sein Wort zurückzunehmen. Nun flohen die Liebenden nach Athen, aber Diana zürnte der Ctesylla, und sie starb im ersten Wochenbette. Aus ihrem Sarge erhob sich eine Taube, und Ctesylla war verschwunden. Das befragte Orakel gab zur Antwort, Venus habe des jungen Mannes Geliebte zu sich genommen, und er solle nun der Venus Ctesylla einen Tempel bauen.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874