Derceto

Derceto

Phoenicische Mythologie

Mutter der Semiramis, also eine Fürstin aus dem Geschlechte der ältesten Dynastie der Assyrier, welche durchgängig göttlich verehrt wurde. Man glaubt, in Derceto ein Symbol der empfangenden Kräfte der Natur zu sehen. Die Griechen sagen, dass sie die Aphrodite beleidigt, und diese desshalb sie zur Liebe gegen einen jungen Syrier entflammt habe, deren Frucht Semiramis war. Derceto, sich ihrer Neigung und der Folgen schämend, habe den Geliebten ermorden und die Tochter aussetzen lassen, sich selbst aber in einen See gestürzt. Weil nun Niemand gewusst, woher Semiramis kam, ihre köstlichen Gewänder aber auf hohe Abkunft, und der Umstand, dass Tauben sie mehrere Monate genährt, auf besondere Gunst der Götter schliessen liessen, so nannten diejenigen, welche das Kind fanden, es die Tochter der Luft. Dort, wo Derceto im See untergegangen, erbauten die Syrier ihr einen Tempel; ihr Bild war das einer Jungfrau, die in einen Fischleib endet. Atergatis, mit welcher Derceto ohne Zweifel Eins ist.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874