Erpr oder Erpur

Erpr oder Erpur

Nordische Mythologie

Der dritte und geliebteste Sohn der Königin Gudrun und des Königs Jönakur. Als Swanhildur ermordet worden, (indem Jormunrekur, ergrimmt darüber, dass sie seinen Sohn Randver und nicht ihn geehlicht, sie unter den Hufen seines von der Jagd heimkehrenden Gefolges zermalmen liess), wollte Gudrun die Unglücklichen rächen, sie spornte ihre Söhne mit heftigen Worten dazu, und trieb sie alle, Erpr, Hamdir und Saurli, hinaus, sagend, wenn sie zu Jormunrekur kämen, sollte Saurli ihm die Hände, Hamdir die Füsse und Erpr ihm den Kopf abhauen; darauf wurden ihnen so treffliche, starke Helme und Panzer gegeben, dass kein Schwert daran haftete. Die beiden älteren Söhne waren unwillig über der Mutter Zorn und darüber, dass sie mit so gar bösen Worten fortgetrieben wurden, daher beschlossen sie, zu thun, was diese am meisten kränke. Sie fragten später ihren Bruder Erpr, was er ihnen helfen würde, wenn sie in Gefahr kämen; er sagte, ich werde euch so viel helfen, als die Hand dem Fusse. Das ist sehr wenig, meinten die Brüder. Nun beschlossen sie, da Erpr der Mutter Liebling sei und ihnen nichts helfen wollte, denselben zu tödten, was auch alsbald geschah. Sie kamen beide nun in der Nacht, wie ihre Mutter gerathen, zur Wohnung Jormunrekurs; da stolperte Saurli und wäre gefallen, wenn er sich nicht auf die Hand gestützt hätte. Nun bedürfen die Füsse der Hand, sprach er zu seinem Bruder: es wäre doch besser, wir hätten Erpr nicht gemordet. Als sie darauf in das Schlafgemach des Königs traten, hieben sie ihm Hände und Füsse ab; da schrie er, rief seine Leute herbei, und Hamdir sagte, ab müsste nun der Kopf, wenn Erpr lebte. Des Königs Heerschaaren überfielen sie; da nun aber kein Hieb in ihre Panzer eindrang, schrie der schwer Verwundete, man solle sie steinigen, und diess geschah. Sie wurden begraben unter einem Haufen von Felsstücken, und so endete das ganze Geschlecht der Gjurkungar oder Niflungar.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874