Hajagriwa

Hajagriwa

Indische Mythologie

Ein Dämon von ungeheurer Grösse und schrecklicher Verruchtheit, welcher die ganze Welt in Verderben stürzte. Als am Schlusse des sechsten Manwantara (der Regierungszeit eines Menu, 71 Götterzeitalter zu 12,000 Götterjahren umfassend) Brama zur Ruhe gegangen war, stahl dieser Hajagriwa sämmtliche Veda's oder heilige Bücher und verschlang dieselben, damit man sie gewiss nicht finden möchte; diess machte, dass die ganze Menschheit in Sünden und Laster versank, was die Vertilgung derselben durch die Sündfluth zur Folge hatte, der nur die sieben Rischis und der König Satjawrata entrannen, weil sie fromm geblieben und durch Wischnu gerettet worden waren. Hajagriwa hatte sich auf den Boden des Meeres begeben, um sich zu verbergen, doch Wischnu suchte ihn als gehörnter Fisch daselbst auf, schlitzte den Riesen auf und nahm die heiligen Bücher heraus; allein das vierte derselben war schon verdaut, daher fehlt dieses bis auf den heutigen Tag.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874