Kagbossum

Kagbossum

Indische Mythologie

Ein Weiser, oder gar Brama in der Gestalt einer Krähe, also eine Verkörperung des höchsten Gottes. Rama's Gemahlin Sito hatte demselben ein Mahl bereitet, und wollte die nicht gebrauchten Fleischstücke trocknen, wobei sich viele Krähen um dieselben versammelten. Sie scheuchte sie zwar fort, aber eine derselben, Kagbossum, wollte sich durchaus nicht verscheuchen lassen, und so war Rama selbst genöthigt, mit einem Pfeile nach ihr zu schiessen. Der Vogel flog fort durch alle drei Welten, doch immer von Rama's Pfeil verfolgt, bis er sich vor dem Gotte demüthigte und um Gnade bat, doch nach des Schicksals Willen an irgend einem Theile seines Körpers von dem Pfeile getroffen werden musste; dazu wählte er das eine Auge. Kagbossum lebte schon im ersten Weltalter und durchlebte alle drei, konnte also auch die Frage des Ardschunen über die Wichtigkeit des Krieges zwischen den Söhnen des Kuru und des Pandu beantworten, indem er sagte, derselbe sei höchst unbedeutend im Vergleich mit Rama's (Wischnu's in seiner siebenten und grössten, erhabensten Verkörperung) Krieg gegen den Riesenkönig von Ceylon, Rawana, und dessen furchtbaren Bruder Kumbakarna. Dieser Weise oder diese Krähe hat das Gedicht Markanda Purana, den Krieg der Gattin Schiwa's, Bhawani, gegen den grässlichen Moisasur, beschreibend verfasst.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874