Laternenfest

Laternenfest

Chines. Religion

Eines der heitersten und anmuthigsten Feste, welche das Reich der himmlischen Mitte kennt. Die Entstehung desselben wird verschieden angegeben. Ziemlich allgemein verbreitet ist die Sage, ein Mandarin habe seine liebliche Tochter vermisst, geglaubt sie sei von Räubern entführt, und habe sie, begleitet von seiner Dienerschaft und bald auch von der Einwohnerschaft benachbarter Dörfer, welche alle mit Laternen versehen gewesen, gesucht: zum Andenken an diese Nacht und das Wiederfinden habe er dann dieses Fest eingeführt, welches sich bald über ganz China verbreitete. Sobald es dunkel wird, hängen alle Häuser grosse, sechsseitige, bunte Laternen aus, deren Pracht sich nach dem Reichthum des Besitzers richtet; das Innere der Häuser ist mit Hunderten von Laternen versehen; selbst die öffentlichen Häuser, die Gerichtssäle, die Tempel theilen diese Sitte und vermehren den Glanz und die Pracht des Festes; lange Züge von Personen beiderlei Geschlechts, welche alle Laternen tragen, durchziehen die Strassen; die ausgelassenste Freude schliesst das Fest.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874