Malta Sudassana

Malta Sudassana

Indische Mythologie

Die Hauptstadt der Tavateinza, die Residenz des Königs derselben, Sakreia, das heisst Buddha's in der Verkörperung dieses Namens. Alles, was die ausschweifendste Phantasie hat erfinden können, ist aufgeboten, um die Pracht zu beschreiben, welche diese berühmte Stadt erfüllt; gediegenes Gold ist das Geringste daran, denn es dient zum Strassenpflaster, zu den siebenfachen Stadtmauern und Thürmen, zur Ausfütterung der breiten Gräben, in denen geschmolzene Edelsteine statt des Wassers fliessen; goldene Palmen tragen alle erdenkliche Juwelen statt der Früchte; auf den Seen vom reinsten Crystall schwimmen Gondeln, ganz aus einem Rubin oder Smaragd gemacht; Gesang ertönt aus den Quellen und Bächen, aus den Bäumen, aus Luft und Erde; die reizendsten Tänzerinnen sind da, um die heiligen Nats und ihre Fürsten zu ergötzen, welche von ihren Thronen herab auf die Bewegungen der anmuthigen Himmelskinder schauen. Uebertroffen aber wird alle diese Pracht noch von dem Palast des Könige Sakreia, in dessen Garten der Wunderbaum steht, welcher alle Lebensbedürfnisse und Lebensfreuden trägt, die köstlichsten Speisen und Getränke, die herrlichsten Kleider und Schmucksachen, die lieblichsten Jungfrauen u.s.w. In diesem Reich sieht der Indier nur erst einen Schatten dessen, was der darüber liegende Himmel enthält, denn die Stadt liegt noch irdisch auf dem Berge Meru, während der nächste Himmel über ihr wirklich himmlisch liegt, und so jeder folgende an Glanz, Herrlichkeit und wunderbarer Grösse den vorigen übertrifft.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874