Pritu

Pritu

Indische Mythologie

Sohn des Wena, eine Verkörperung des Wischnu, bei dessen Geburt aus der Hand seinem Vaters, die himmlischen Heerschaaren, die Gandharwas, die Apsaras, ihn singend und tanzend priesen. Seine Erscheinung rettete die Erde aus der grössten Noth, denn des Vaters Grausamkeit hatte den Himmel bewogen, der Erde Regen zu versagen, und diese verbarg nun ihre Schätze in ihrem Schooss, bis Pritu dieselbe in Gestalt einer Kuh vor seinen Thron rief und ihr befahl, Jedem, der mit einer Bitte zu ihr käme und ein Kalb mitbrächte, um sie zu melken, zu gewähren, was er verlange. Das war die berühmte Wunderkuh Kamdewa, um welche zwischen den Braminen und den Kschetrias so gewaltige Kriege entstanden, dass die Götter sich genöthigt sahen, sich darein zu mischen. Jetzt war die Erde wieder freigebig; die Noth war gehoben, und reich beschenkt von Wischnu und Schiwa mit nie fehlenden Waffen, von dem Sonnengotte mit einer Alles erleuchtenden Krone, von dem Meergotte mit einem perlengeschmückten Sonnenschirm, vermochte Pritu, über den Erdball ziehend, in jedem Kampfe zu fliegen, und Hegen oder Sonnenschein auszutheilen, wie es ihm gefiel. Er wollte nun Indra's Reich erobern und beging dazu 99 grosse Rossopfer; doch bei dem hundertsten, welches ihm den Sieg verschafft haben würde, stahl Indra ihm das Ross; sein Sohn eilte dem Gotte nach, und dieser wusste dem Verfolger nicht anders zu entgehen, als dass er sich in einen mit Asche bestreueten, mit Todtenknochen behängten Büsser verwandelte; dann jedoch das heilige Ross zum zweiten Male stahl, und hier des Pritu unfehlbaren Waffen nur durch Brama's Vermittelung entging. Pritu entsagte darauf dem Reiche zu Gunsten seines Sohnes, zog sich in die Einsamkeit zurück, und ward hier von der Gottheit ver schlungen.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874