Venus Frau

Venus Frau

Nordische Sage

In Thüringen soll eine Feenkönigin mit Namen Frau Venus gewohnt und den Horselberg zu ihrem Revier erkoren haben; um sie war ein wonnevoller Liebesund Freudenhof, und diejenigen, welche sich ihr ergaben, wurden mit allen Genüssen, welche die ausschweifendsten Gelüste nur begehren mögen, überschüttet, jedoch dadurch um ihr ewiges Heil betrogen. Unter den also dahingefahrenen Personen nennt die Sage insbesondere einen Ritter Tannhäuser, der, nachdem er mehrere Jahre im VenusBerge zugebracht, plötzlich, von schwerer Reue ergriffen, nach Rom zum Papste kam, um zu beichten und Gnade zu erflehen. Der Papst wies ihm seinen Krummstab vor, und sagte, wenn dieser Stab wieder grüne und blühe, dann werde er Vergebung erlangen. Tannhäuser ging verzweiflungsvoll von dannen, nach etlichen Tagen aber fing der Stab an zu grünen und zu blühen. Der Papst liess den Tannhäuser überall suchen, aber der war nirgends mehr zu finden, denn er war in den Venus-Berg zurückgegangen, wo er nun bleibt in Ewigkeit. Eckhardt. Erst seit dem 14ten Jahrhundert kommen die ersten Spuren der Sage vom Venus-Berg zum Vorschein: um diese Zeit scheint also die deutsche Holda Frigga, in die römische Venus umgewandelt worden zu sein.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874