Wodan

Wodan

German. Mythologie

Diess ist jetzt die bekannteste Form des Namens des höchsten Gottes des deutschen Heidenthums, der aber ursprünglich Wuotan hiess. Deutsche Alterthumsforscher setzen diesen Namen in Verbindung mit dem Zeitwort waten, und nehmen als Urbedeutung den Begriff des raschen Vorwärtsstrebens an, woraus sich allmälig die Vorstellung einer geistig wie körperlich Alle durchdringenden Kraft eines allmächtigen Gottes entwickelt habe. Unmittelbar daran knüpfen sie aber das Hauptwort Wuth, welches ursprünglich nur eine heftige stürmische Bewegung, erst später ungemässigte und bösartige Leidenschaft bezeichnet habe. Auf diese Art ist schon von vornherein auch das wüthende Heer mit Wodan verknüpft. Ueber die näheren Bestimmungen des Begriffes und der Verehrungsweise Wodans haben wir, da das deutsche Heidenthum ausgetilgt wurde, ehe es Zeit gewinnen konnte, schriftliche Denkmale zu hinterlassen, nur sehr kärgliche Spuren, aus welchen sich nur ergibt, dass Wodan die alldurchdringende, schaffende und bildende Kraft war, die den Menschen und allen Dingen Gestalt wie Schönheit verleiht, von der sowohl die Dichtkunst ausgeht, als auch die Lenkung des Krieges und Sieges, von der aber auch die Fruchtbarkeit des Feldes, ja alle höchsten Güter und Gaben abhangen. Somit erkennen wir an Wodan, wie an Zeus und


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874