Ananden

Ananden

Indische Mythologie

Die grosse Schlange, welche die Last der Erde trägt. Die Bilder der indischen Priester stellen sie zusammengeringelt vor, den fünffachen Kopf emporreckend. Wischnu ruht auf ihr, wie auf einem Polsterthron, und die ausgebreiteten Häupter bilden einen Baldachin. Wischnu soll einst auf zwei ihrer Häupter seinen Kopf gelegt, den dritten zum Pfühl gebraucht und auf den vierten und fünften seine Hände gelegt haben; nun habe die Schlange wissen wollen, was er machen würde, wenn ihr noch ein neuer Kopf würde; es stieg ein sechster empor, und siehe! aus dem Rumpfe Wischnu's wuchs eine dritte Hand, welche den Kopf niederbeugte; ein siebenter erhob sich, und gleich war eine neue Hand da, um ihn zu demüthigen, bis zu tausend neuen Köpfen tausend Hände gekommen waren, und die Schlange es für gut fand, sich auf keinen ferneren Wettkampf mehr einzulassen. Jedes Haupt der Schlange erglänzt von einem prachtvollen Edelstein, in dessen polirten Flächen sich Wischnu's Bild tausendfältig spiegelt. Ananden war die grosse Schlange, welche um den Berg Mandar gewickelt wurde, damit man denselben zur Bereitung der Amrita in dem Milchmeere umdrehen könne. In den Kriegen zwischen den guten und bösen Göttern spielt sie eine grosse Rolle. (Mandar und Wischnu.)


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874