Priester

Priester

Welcher es verlöschen liess, musste, gleich den Vestalinnen in Rom, mit dem Tode büssen. In solchem Unglücksfall war es schwer, heiliges Feuer zu erhalten, es musste harten Kieseln entlockt werden; hatte man dasselbe, so krochen die Priester, auf dem Bauche liegend, zur heiligen Eiche, entzündeten das Holz auf dem Altar, und der fahrlässige Priester war das erste Opfer, welches in die Flammen geworfen wurde. Der Donner war seine Sprache, bei einem Gewitter fiel alles Volk auf die Kniee, schlug mit der Stirne den Boden und rief: Gott Priester, erbarme dich unser Hatte der Gott mit dem Griwe geredet, hatte dieser Glück verkündet, so erfolgten fröhliche Gastgelage, und reiche Opfer fielen ihm dann an dem heiligen Feuer, Rosse, Rinder und gefangene Krieger. Durch den Blitzstrahl erschlagen werden, heiligte; ein so Getödteter war in die Gemeinschaft der Götter aufgenommen; daher hatten die Oberpriester keinen höhern Wunsch als den, durch des Gottes Blitzstrahl zu sterben; doch nicht bloss dieser, sondern jede Erscheinung am Himmel überhaupt ging von ihm aus: Regen und Schnee, Sonne und Sturmwind dankten ihm ihre Entstehung. Er scheint dem skandinavischen Gotte Thor zunächst zu stehen, doch ist die völlige Uebereinstimmung beider Gottheiten nicht nachzuweisen. Als Spender der Gesundheit, als Hülfsgott in Krankheiten ward Priester angerufen. Gelübde und Dankopfer brachte man dem Priester für sich und Andere bei gefährlichen Fällen. Heilig, wie die Asche von seinem heiligen Feuer, waren auch die Gewässer mehrerer ihm geweiheten und seinen Namen tragenden Seen, deren man noch jetzt vier kennt.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874