Argus

Argus

Griechische Mythologie

1) Argus, von welchem Mercur den Beinamen Argiphontes hat, war über den ganzen Leib mit Augen bedeckt (daher Panoptes, der Allsehende, genannt), von denen nur immer die Hälfte schlief; man konnte daher keinen bessern Hüter wählen, um so mehr, als er zugleich sehr stark war, wovon er durch Besiegung eines Satyrs, eines ungeheuern Stiers und der berüchtigten Echidna Beweise gegeben hatte. Ihm ward die Bewachung der in eine Kuh verwandelten Io anvertraut; Argus band sie an einen Oelbaum, sich selbst unfern desselben auf eine Anhöhe setzend, von welcher er die Gefilde rings umher wohl überschauen konnte. Jupiter trug dem Mercur auf, die Geliebte zu befreien, was bei des Argus angeführten Eigenschaften keine leichte Aufgabe schien; dem Listigsten der Götter aber gelang es, dieselbe zu lösen. Als Hirt, mit der Panflöte und einem Schwert unter dem Mantel, ging er zu Argus, erzählte ihm viel, spielte auf seiner Flöte, und entlockte derselben zuletzt so liebliche, zarte Töne, dass der Hundertäugige entschlummerte. Da liess Mercur den Mantel fallen und hieb ihm mit seinem Schwerte den Kopf ab. Juno setzte des erschlagenen Hüters Augen in den Schweif ihres Lieblingsvogels, des Pfauen. Die Aeltern des Argus sind durchaus zweifelhaft; Arestor, Argus, Agenor, Inachus, werden als Väter, Ismene als Mutter genannt.

2) Argus, Sohn entweder des Alector, oder des Polybus von Argea, der Erbauer des berühmten fünfzigrudrigen Schiffes für Jason und seine Genossen.

3) Argus, Sohn des Jupiter und der Niobe, der Tochter des Phoroneus, folgte dem Phoroneus in der Herrschaft über den Peloponnes, den er nach seinem Namen Argos nannte.

4) Argus, einer der Söhne des Phrixus, welche auf der Insel Aretias als Schiffbrüchige mit den Argonauten zusammentrafen.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874