Clytaemnestra

Clytaemnestra

Griechische Mythologie

Tochter des spartanischen Königs Tyndareus und der Leda. Die Dioscuren waren ihre Brüder: Menelaus' Gattin, die schöne Helena, Timandra und Philono ihre Schwestern. Sie vermählte sich mit Agamemnon und empfing von ihm mehrere Kinder, unter denen Orest und Electra besonders hervorleuchten; Iphigenia soll nach Einigen ihre, nach Andern der Helena Tochter von Theseus, der sie vor ihrer Vermählung raubte, gewesen, und Agamemnon nur in einem Irrthum über sie verblieben sein. Als der König die Führer des Griechenheeres bewogen hatte, ihn zum Oberfeldherrn zu ernennen, und er mit zahllosen Schiffen nach Troja gezogen war, Aegisthus aber sich an seinem Hofe befand, bewarb dieser sich um die Gunst der Zurückgebliebenen, verleitete sie zum Treubruch und endlich zum Morde des Gatten (Agamemnon). Mit eigener Hand mordete sie dann die unglückliche Cassandra, schlachtete deren Kinder auf dem Leichname der Mutter, wüthete gegen ihr eigenes Blut, indem auch ihre Kinder geopfert wurden, und nur Electra dem schrecklichen Blutbade durch Vermählung mit einem gemeinen Handwerker, (der sich jedoch immer in ehrerbietiger Entfernung von ihr hielt) und Orest durch Hülfe seiner Amme Arsino dem Tode entging. Als dieser Letztere zu reifem Alter gelangt war, kehrte er zurück und tödtete, des Vaters und der Brüder Tod rächend, Clytaemnestra, welche unterdessen mit Aegisthus ganz in den Pfuhl des Lasters versunken war, so wie diesen Bösewicht selbst. Die so Bestraften wurden ausserhalb der Stadtmauern von Mycenä begraben, weil man die Mörder nicht eines Grabes bei den von ihnen Gemordeten würdigte. Eine Darstellung der Ermordung der Clytämnestra durch Orest und des Aegisthus durch Pylades geben wir in
Clytaemnestra 80Fig. 80 nach einem geschnittenen Stein.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874