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Der Gesetzgeber Indiens, Sohn der Sonne, ein Waiwaswata, mit dem Zunamen Satyawrata, und zu seiner Zeit ereignete sich die grosse Ueberschwemmung. Das erste Purana, welches Bhagawat genannt wird, erzählt dieses Ereigniss, jedoch sehr poetisch ausgeschmückt. Die Engländer halten Nuh und Menu für denselben Namen, und in Folge dessen Menu für Noah. Ein uraltes Buch, älter als Bhagawat es führt den Namen Suayambhuwa Menu ist nicht von Menu selbst geschrieben, sondern von Bhrighu, einem heiligen Manne oder Halbgott, welcher in demselben den Menschen offenbarte, was Menu ihm und andern Heiligen auf seine Bitte erzählt hatte. Menu ist übrigens auch eine grosse Zeitepoche der Indier, welche in ihre mystischen Rechnungen auf das Innigste verwebt ist: die Menschwerdungen oder Awatara's nehmen nach den vier Zeitaltern ab: vier davon fallen in die erste, drei in die zweite, zwei in die dritte, und eine in die vierte Epoche. Diese letzte wird jetzt noch erwartet, in ihr wird Wischnu seine zehnte Sichtbarwerdung feiern, als weisses Himmelsross erscheinen, die Erde durch einander treten, und sie zur Wiedergeburt vorbereiten. Die vier Epochen werden auch in der Zahl der Jahre, in der geometrischen Progression von 4, 3, 2, 1, kleiner, wie die Menschwerdungen in derselben Art abnehmen, und alle vier fassen die Zahl von 4,320,000 Jahren in sich; diese Zahl 72mal genommen, also 311,040,000 ist die Regierungszeit eines Menu, und 14 solcher Regierungen machen einen Tag des Brama, wovon seit der Erschaffung der Welt erst 50 verflossen sind: 217,730,000,000 Zweimalhunderttausend Millionen Jahre. Bhagwat Geeta gibt eine andere Berechnung: nach diesem Buch besteht ein Tag des Brama aus tausend Umwälzungen aller Jugs, also 4320 Millionen Jahre; ihm folgt eine eben so lange Nacht. In beiden Berechnungen nimmt man die Bemühung wahr, Zeit und Ewigkeit in eine Annäherung zu bringen, wiewohl es sich doch gleich als unstatthaft zeigen sollte. Ein solcher Tag des Brama nach unserem Massstabe zu Jahren aufgehäuft, und dann über alle Lebensdauer, zu vielen Millionen, Billionen und Centillionen vermehrt, gibt uns doch nur eine endliche Zahl, welche sich zur Ewigkeit verhält wie 0 zu 1.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874