Philoctetes

Philoctetes

Griechische Mythologie

Sohn des Pöas und der Demonassa, ein berühmter Bogenschütze, den Ulysses selbst nicht übertraf. Er war im Besitz der Pfeile des Hercules, die dieser ihm geschenkt, weil er es gewesen, der ihm den letzten schmerzlichen Dienst erwiesen, und seinen Scheiterhaufen angezündet. Ph. war ein Freier der Helena und musste daher, um ihren Raub zu rächen, mit dem Griechenheere nach Troja ziehen; diess konnte nicht ohne Hercules' Waffen erobert werden, daher frug man Ph., wo derselbe begraben sei? Da dieser jedoch dem Heros durch einen Eid gelobt hatte, seine Grabstätte geheim zu halten, so weigerte er sich, die Zumuthung zu erfüllen, und zeigte endlich, um doch sein Versprechen, wenigstens dem Worte nach, zu halten, die Gegend mit dem Fusse an; da fiel einer der Pfeile, die Hercules mit dem Blute der Hydra vergiftet, auf seinen Fuss, und er bekam davon eine unheilbare Wunde (nach Andern durch einen Schlangenbiss), welche einen so üblen Geruch verbreitete, dass man in seiner Nähe nicht bleiben konnte; Ph. ward daher auf eine wüste Insel ausgesetzt und blieb dort in der Einsamkeit neun Jahre lang, von dem wenigen Wilde lebend, das die Insel hegte, bis Agamemnon, der wusste, dass an seinen Pfeilen Troja's Schicksal hing, ihn dort holen liess. Machaon heilte ihn zuerst, indem er ihn in tiefen Schlaf versenkte, dann die Wunde ausschnitt und mit balsamischen Kräutern verband. Von seiner Hand blieb Paris in einem Zweikampf. Bei seiner Rückkehr fand er sein Volk im Aufstand gegen sich, begab sich nach Italien, gründete dort eine Colonie, besiegte von dieser aus die Anwohner, die Campanier, und blieb zuletzt, nachdem er des Hercules Pfeile dem Apollo geweiht, im Kriege der Pallenier und der Lindier aus Rhodos. Auf unserem Bilde sehen wir nach einem geschnittenen Stein Ph., wie er mit Mühe am Stabe einhergeht.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874