Abiponer

Abiponer

(Rel. der.) Ein Nomadenvolk in der Ebene von Paraguay in Südamerika, schön, kräftig, kriegerisch, durch die Grausamkeit der Europäer bis auf wenige Tausend Seelen geschmolzen. Es theilt seine religiösen Ansichten und Gebräuche mit den meisten Urvölkern von Amerika, welche noch keinen eigentlichen, die Naturreligion verachtenden Cultus haben. Aharaigichi ist der Name ihres höchsten Gottes, den sie ihren Urvater nennen, und ausser dem sie keinen andern erkennen. Sie suchen in den Plejaden sein Bild. Bei Finsternissen an Sonne und Mond befürchten sie das Verlöschen dieser Gestirne. Sie glauben an die Unsterblichkeit der Seele und nehmen an, dass die Seelen nach dem Tode die Beschäftigung fortsetzen, welche sie im Leben hatten, und Nachts in Gestalt einer Art kleiner Enten unter traurig tönendem Gezische umherfliegen, auch das Echo verursachen. Sie haben gute und böse Zauberer, halten Krankheit und Tod für von den Letzteren verursachte Uebel, schneiden daher den Gestorbenen Herz und Zunge aus, und geben beides einem Hunde zu fressen, wodurch sie zu bewirken glauben, dass derjenige, welcher den Tod des Verblichenen verursacht, auch bald sterbe. Der Verstorbene wird in einem Walde mit seinen Geräthschaften begraben, ihm wird acht Tage lang ein Klaggeschrei gehalten, seine Hütte und alles ihm Gehörige wird verbrannt, die Familie zieht von dem Orte ihres Wohnsitzes fort, und der Name des Todten wird nie wieder ausgesprochen.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874