Biel

Biel

Germ. Mythologie

Ein Götze der alten Sachsen und Thüringer, auf der Biels-höhe unweit des Klosters Ilfeld besonders angebetet und durch einen mit seiner Statue gezierten Altar geehrt, soll ein Beschützer der Wälder, ein Beförderer des Wachsthums gewesen sein, nach Andern die Sonne vorgestellt haben; entschieden ist, dass die Schützen und Waidmänner ihre Waffen von den Priestern dieses Gottes weihen liessen. Es scheint, als habe sich sein Dienst weit über die nördlichen Gauen verbreitet, denn auch der waldige Harz erkannte ihn als einen mächtigen Gott. Die oben genannte Bielshöhe trägt eine Klippe, auf welcher der h. Bonifacius das Evangelium predigte, nachdem er den Biel von seinem Altar gestürzt. Kaum aber war Bonifacius fort, als die Thüringer ihren Gott wieder aufrichteten. Noch findet man Ruinen eines Altars und einer Priesterwohnung im Harz bei Blankenburg auf dem Biel-steine. Ein anderer Ort, gleichfalls Biel-stein geheissen, in der Nähe von Rübeland, zeigt ebenfalls altes Gemäuer, welches auf die Behausung des Götzenpriesters schliessen lässt; auch erzählen die Einwohner von den Götzen manches Wunderbare, aus dem Munde der Vorältern Uebertragene, und zeigen noch die Stelle, wo des Götzenbild gestanden. Wie überall in dem nördlichen Europa, wurden auch diesem Gotte blutige und Menschen-Opfer gebracht, und er mit dem Blute der Geopferten überstrichen. Die nahe dabei gelegene Biels-höhle soll nach Einigen ihren Namen davon haben, dass man ein Bild dieses Gottes darin gefunden.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874