Hercules: Deianira
Griechische Mythologie
Jetzt bewarb er sich um die schöne Deianira, die Tochter des Oeneus, Königs von Calydon. Er hatte an dem Flussgott Achelous einen mächtigen Nebenbuhler; der Vater, um keinen zu erzürnen, schlug einen Kampf zwischen Beiden vor, in welchem, obwohl der Gott in allerlei Gestalten mit ihm stritt, doch Hercules Sieger blieb. So ward Deianira seine Gattin und lebte glücklich an der Seite des Helden. Doch diesen Hass sein unruhiges Blut nicht lange zu Hause. Er zog mit den Calydoniern gegen die Thesproter, eroberte Ephyra, den Königssitz des Phylas, mit dessen Tochter Astyoche er den Tlepolemus erzeugte, und sandte von hier ans einen Boten an König Thespius, mit dem Auftrage, 40 von seinen Söhnen nach Sardo (Sardinien) zu schicken, um dort eine Colonie zu begründen: sieben sollte Thespius bei sich behalten, und drei nach Theben senden.Auf der Rückkehr von dem Feldzuge ward er bei seinem Schwiegervater Oeneus sehr wohl aufgenommen, doch bei dem Gastmahl, das dieser austeilte, gab Hercules dem Eunomus, der ihm Wasser über die Hände goss, einen kleinen Stoss, so dass er augenblicklich davon starb. Dieser, ein Sohn des Architeles, war mit Oeneus verwandt, welcher, da das Unglück nicht vorsätzlich geschehen, dem Hercules verzieh; der Held aber verbannte sich selbst aus dem Reich, und ging zu Ceyx nach Trachin, wohin er seine geliebte Deianira mitnahm. Am Flusse Evenus saß der Centaur Nessus, der die Reisenden übersetzte; er that dies auch mit Deianira, wollte ihr jedoch Gewalt antun, und Hercules, der es sah, schoss ihm einen Pfeil durch die Brust. Sterbend sagte er ihr voll Arglist, sein der Wunde entfliessendes Blut sei ein sicheres Mittel, ihr des Helden Liebe zu erhalten. Schweigend barg die Unglückliche den vermeinten Schatz auf das Sorgfältigste, und folgte ihrem Gatten zu Ceyx.
Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874
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