Kansa

Kansa

Indische Mythologie

Einer der bösesten Fürsten Indiens, Sohn des Ogursain, Königs von Matra, und Bruder der Dewagi (der Mutter des Krischna); er begann seine Laufbahn damit, dass er seinen Vater für geistesschwach erklären und einsperren liess, sich des Thrones bemächtigend. Ihm ward geweissagt, dass seine Schwester Dewagi einen Knaben gebären würde, welcher ihm thun werde, wie er seinem Vater; daher liess er Dewagi und ihren Gatten Wassudowa einkerkern und jedes ihrer Kinder, so wie es geboren war, ermorden. Schon waren sechs derselben ein Opfer seiner Tyrannei geworden, als die Mutter Bhawani bat, die übrigen zu retten; diess that die Göttin, indem sie das nächste Kind in den Schooss der Rodni, der ersten Frau des Wassudowa, trug, welche es als Bala Rama gebar. Das achte Kind, Krischna, trug die Göttin zu dem Landmann Nanda in Gokol; dessen Frau Ysodha hatte so eben ein Mädchen geboren, mit diesem vertauschte sie den Knaben, und als der Tyrann das Mädchen selbst, als ein Kind seiner Schwester, tödten wollte, durchdrang dasselbe der Geist der Göttin Bhawani, es erhob sich als Awatera derselben in die Luft und verkündete dem Mörder sein Schicksal nochmals. Nun liess er alle Kinder unter zwei Jahren tödten, doch unter den Milchmädchen erwachsend, mit Blumen spielend, entgeht Krischna allem ihm Drohenden durch höheren Schutz, übt als Knabe alle mögliche Possen, beglückt als Jüngling die Mädchen durch seine Liebe, verrichtet die auffallendsten Wunder und lässt so erkennen, dass er etwas Höheres sei als ein blosser Hirtenknabe. Kansa, sehend, dass durch die Götter der ihm angedrohete Rächer, trotz aller Verbrechen, die er begangen, um ihn hinwegzuschaffen, doch erhalten sei, will noch einen letzten Versuch machen ihn zu vernichten; er ladet ihn daher in seine Residenz ein, und Krischna geht ahnungslos in die offene Falle; doch sein Muth, seine Götterstärke lassen ihn jede Gefahr ' besiegen; Kansa wird getödtet, sein Vater, seine Schwester aus dem Kerker befreit, und das Orakel zur Erfüllung gebracht.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874