Nerupu tirunal

Nerupu tirunal

Indische Mythologie

Das Feuerfest; ein bei den Indiern während der drei ersten Monate ihres Jahres (das um drei Monate später anfängt als das unsere), also während April, Mai oder Juni, gehaltenes Bussfest. Draopadi heirathete die fünf Söhnte des Pandu, welche unter dem Namen der Helden Indiens bekannt waren, und durch die Pandawas, ein grosses Heldengedicht, berühmt geworden sind. Es ist ganz ungewöhnlich, dass eine indische Wittwe sich zum zweiten Male vermählt; sie erfand daher das Mittel, sich vor ihrer zweiten Verheirathung von Allem, was ihr aus erster Ehe anhing, zu reinigen, und wieder in den Stand der Unschuld zurückzukehren, indem sie über einen Haufen glühender Kohlen langsam hinwegging. Zu Ehren dieser Gottestochter feiert man das Fest noch jetzt: diejenigen, welche sich demselben unterwerfen wollen, fasten achtzehn Tage lang und schlafen während dieser Zeit auf blosser Erde ohne Matte, dann bemalen sie sich den Leib mit Safran und gehen, festlich geschmückt, unter klingendem Spiel nach dem Orte der Feierlichkeit, einem Platz, auf welchem eine 12 bis 15 Fuss breite, 40 Fuss lange Bahn mit glühenden Kohlen hoch bestreut ist; in Procession umkreist man dreimal den Haufen, kehrt ihn um, damit sich die Glut vermehre, und nun gehen, mehr oder minder langsam, darnach ihre Traurigkeit gross ist, die Büssenden darüber hin, Mütter tragen auch wohl ihre Kinder, und schwingen dabei Guirlanden, von denen das Volk sich einige Blumen erbittet, und sie als Glück bringend sorgfältig bewahrt etc. Nicht eine Kaste oder Secte ausschliesslich bedient sich dieses Reinigungsmittels; es scheint den Verehrern des Schiwa wie des Buddha und des Wischnu gemeinschaftlich zu sein. Das nebenstehende Bild soll eine Idee dieser Busse geben.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874