Swadilfur

Swadilfur

Nordische Mythologie

Ein berühmtes Ross des Riesen, der die Götterburg erbaut. Den Asen lag an einer tüchtigen Feste, die sie vertheidige gegen die Eisriesen; solche zu erbauen, erbot sich ein Baumeister, wenn man ihm drei Winter Zeit lasse, und ihm die schöne Freia zur Gattin, Sonne und Mond aber zu Dienern geben wolle. Auf Loke's Rath nahmen die Asen das Erbieten unter der Bedingung an, dass Alles in einem Winter und ohne fremde Hülfe, als die des Pferdes Swadilfur, vollbracht werde. Der Riese ging diess ein, und sein Ross entwickelte eine so ungeheuere Kraft, dass es die grossen Lasten Steine, zu denen man viele hundert Pferde gebraucht hätte, spielend bewegte und schon der Bau vollendet war, bis auf ein Thor, bevor die Asen sich noch die Möglichkeit dachten. Da droheten sie Loke mit dem Tode, wenn er den eingegangenen Vertrag nicht rückgängig machte; Loke verwandelte sich darauf in eine schöne Stute und begegnete so dem Hengst Swadilfur, welcher die Seile, mit denen er angespannt war, zerriss und Loke folgte, der ihn weit genug fortführte: aus dieser Begegnung entsprang das berühmte achtfüssige Ross Odins, Sleipner, welches schneller war als der Wind und nie ermüdete. Der Baumeister sah sich von seinem Gehülfen verlassen und wollte, um mit all seiner Riesenstärke das Werk vollenden zu können, auch seine Riesengestalt annehmen, die Götter aber hielten sich entweder in diesem Falle nicht mehr verpflichtet ihr Wort zu halten, oder der Riese konnte allein, wie er war, sein Versprechen nicht in Vollzug bringen; kurz, Thor erschien mit seinem Hammer und erschlug den Riesen.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874