Hercules: Elfte Tat

Griechische Mythologie

Hercules: Elfte Tat

Griechische Mythologie

Die kleinliche Seele des grossen Herrschers fand aber ein besonderes Vergnügen daran, der Herr dieses Halbgottes zu heißen; darum ließ er zwei dieser zehn Arbeiten nicht gelten: den Kampf mit der lernäischen Hydra, weil er ihn nicht allein vollbracht, und die Reinigung der Augeasställe, weil sie um Lohn vollbracht war. So musste sich Hercules noch zu zwei andern bequemen, und diese waren: die Aepfel der Hesperiden dem König zu bringen, und den Höllenhund Cerberus aus der Unterwelt heraufzuholen; daher kam es, dass er zwölf Arbeiten statt zehn verrichtete.

Hercules: Elfte Tat 149Fig. 149 der nemeische Löwe; Cerberus; die Bosse des Diomedes
Ein hundertköpfiger Drache hütete am Atlas die Gärten der Hesperiden. Dorthin zog nunmehr Hercules; am Flusse Echedorus forderte Cycnua ihn zum Zweikampf heraus, er ward erschlagen, und nun nahm Mars selbst für seinen Sohn den Streit auf, bis Jupiter einen Blitz zwischen die Ringenden warf und sie trennte. Hercules kam nun durch Illyrien; dort erfuhr er von Nymphen, Töchtern des Jupiter und der Themis, auf welche Weise er sich des Nereus bemächtigen könne, der ihm dann sagen werde, wo die Hesperiden seien. Im Schlafe ward nämlich der hundertgestaltige Meeresgott gefesselt, und er mueste nun dem Helden über Alles, was er wissen wollte, Aufschluß geben. Hercules zog durch Libyen; dort wohnte und herrschte ein Sohn des Neptun, Antäus, der die Fremden alle zum Ringen zwang, und sie stets überwand und tötete, da er, ein Sohn der Erde, immer neue Kräfte von dieser bekam. Auch Hercules ward zum Kampfe gezwungen, und musste, obwohl er den fünfzig Ellen langen Riesen stets überwand, doch immer von Neuem mit dem kaum Niedergeworfenen ringen, bis er ihn in die Luft hob und zusammendrückte, bis er erstickt war.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874

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