Mars

Mars

Römische u. griechische Mythologie

Der Kriegsgott der Römer (bei den Griechen Ares), Sohn des Jupiter und der Juno. Die rohen thracischen Völker, von welchen seine Verehrung ausging, brachten ihm blutige Menschenopfer, und kannten ihn nur als einen blutdürstig mordenden Gott; er war ihnen ein so grässlicher Krieger, wie sie selbst, und nur wenig besser war er bei den Griechen, da er auch schon bei Homer am lauten Toben der Schlacht und am wilden Männermord sich erfreut, die Eris (Zwietracht) zur Schwester hat, und wegen seines wilden Trotzes selbst dem Jupiter verhasst ist. Dimus und Phobus (Furcht und Grauen) sind seine Söhne und Begleiter im Kampfe. Er mischt sich selbst unter die Streiter im trojanischen Kriege, wird von Diomedes, dem Minerva beisteht, verwundet, und brüllt vor Schmerz, wie wenn zehntausend Männer schrieen. Wie innig aber dem griechischen Volksgeiste das Bedürfniss einwohnte, auch dem Furchtbarsten wieder eine anmuthige Seite abzugewinnen, beweist das Liebesverständniss des Mars mit Venus, in welchem ihn Homer von Vulcan, dem Gatten der Letztern, in einer von allen Göttern beneideten Lage ertappt werden lässt. Mit Venus zeugte Mars zwar die schrecklichen Brüder Dimus und Phobus, aber dagegen auch nach Einigen den Amor, den Anteros (die Gegenliebe) und die Harmonia. Während bei den Griechen Mars einfach der Gott des wilden Kriegsgetümmels ist, ist er bei den Römern ursprünglich, ein sehr vielseitiges Wesen, wiewohl in der späteren verfeinerten Zeit die manchfaltigen anderen Merkmale seines Begriffes neben dem kriegerischen, in Folge der gleichsam zum Gesetz erhobenen Vermengung der römischen Religion mit der griechischen, immer mehr zurücktreten mussten. Der älteste italische Mars, in voller Form Mavors, Mamers, Marmar, scheint bei den Sabinern zu Hause und bei ihnen, mit dem Grundbegriff der alle Lebensverrichtungen durchdringenden und beherrschenden männlichen Kraft und Stärke, oberster Gott gewesen zu sein. Insbesondere war er Gott des Ackerbaues, den man um Segen für die Feldfrüchte anrief; Lichtgott mit dem Symbol des Wolfes, daher auch Gott der Sonnenglut, der den Brand in das Getreide bringt, so wie andererseits Gott des Frühlings, daher der Monat März seinen Namen trägt und ihm geheiligt ist; ferner Weissage-Gott, der durch seinen heiligen Vogel, den Specht, Orakel ertheilt; dann aber natürlich auch der durch kriegerische Tüchtigkeit den Staat erhaltende Gott; darum ist er der Vater des Romulus, des Gründers der Stadt, und sein Speer wird im Tempel der Vesta aufbewahrt. Als Speer-Gott führt er den Beinamen Quirinus, welcher erst später auch auf den vergötterten Romulus überging; als der zum Kampfe schreitende heisst er Gradivus. In den bildlichen Darstellungen erscheint er in kraftvoller Haltung, muskulös und gedrungen, theils unbärtig, die Stirne breit, der Mund klein, die Augen tiefliegend, das Haar dicht und kurz, die Miene drohend und verwegen; Schultern und Brust breit, die Schenkel leicht; öfters auf einem Zwiegespann stehend. Geopfert wurden ihm in Rom in älterer Zeit Menschen, und noch unter Julius Cäsar zwei Soldaten, die sich gegen diesen Feldherrn empört hatten; dem ländlichen Mars Schafe, Schweine und Stiere; dem ritterlichen an seinem Fest im October ein Pferd; sein Märzfest feierte man durch den Aufzug der salischen Priester (Ancile). Heilig waren ihm, ausser Wolf und Specht, auch der Hahn, das Gras, der Planet Mars Kunstdarstellungen des Mars sind u. a.: der ruhende Kriegsgott, ein Amor zwischen seinen Füssen, Statue aus der Villa Ludovisi, vielleicht nach dem sitzenden Mars des Scopas; Mars Enyalius, kämpfend gegen Vulcan, um ihn zu zwingen, ihre Mutter Juno loszubinden, die Vulcan mit unsichtbaren Banden gefesselt hat; der Friede bringende Mars, das Bild der Victoria auf der einen, den Oelzweig in der andern Hand, geschnittener Stein; Mars und Venus, Gruppe im capitolinischen Museum.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874