Hercules: Neunte Tat

Griechische Mythologie

Hercules: Neunte Tat

Griechische Mythologie


Hercules: Neunte Tat 148Fig. 148 Hercules bekämpft Hippolyte
Dieser sandte ihn jetzt zur neunten Arbeit zu den Amazonen, deren Königin Hippolyte er das von Mars ihr geschenkte Wehrgehenk abnehmen und ihm bringen sollte. Zu dem Ende nahm Hercules Kampfgenossen mit sich auf ein Schiff und landete auf der Insel Paros; dort wohnten vier. Söhne des Königs Minos, welche die Fremdlinge nicht gastfrei aufnahmen, sondern zwei derselben töteten. Auf der Stelle wurden die Täter durch den Helden erschlagen, und die übrigen Bewohner schwer bedroht, bis sie ihn baten, als Ersatz für die umgekommenen Begleiter zwei aus ihrer Mitte zu wählen, was denn Hercules auch tat; er nahm Alcäus und Sthenelus, Enkel des Minos, mit sich, begab sich dann nach Mysien zu Lycus, dem Sohne des Dascylus, der ihn freundlich aufnahm, und dem er dafür beistand, als der König der Bebryker, Amycus, ihn überfiel. Die Hauptstadt der Bebryker und ein bedeutender Theil ihres Landes ward erobert, welches Hercules dem Lycus überließ, der es dann Heraclea benannte. Jetzt kam Hercules nach Themiscyra in Scythien, dem Reiche der Amazonen. Hippolyte kam ihm selbst entgegen, fragte nach seinem Begehr, und versprach ihm dann friedlich den Gürtel; doch Juno, erzürnt, dass er so leichten Kaufes aus dieser schwierigen Angelegenheit kommen sollte, verwandelte sich in eine Amazone und reizte als solche die übrigen Heldinnen auf; sie warfen sich auf ihre Rosse und kamen in grossen Schaaren wohl bewaffnet auf den Landungsplatz. Hercules musste nun einen furchtbaren Kampf bestehen, in welchem er jedoch siegte: Hippolyte uud die ersten, kräftigsten Amazonen blieben von des Helden Hand, er nahm den Gürtel der Königin und kehrte zurück.
Jetzt kam der Held nach Troja, welches damals eben durch Apollo und Neptun schwer bedrängt war. Beide nämlich hatten für Laomedon um bedungenen Lohn die Mauern von Troja erbaut, der König aber ihnen denselben vorenthalten, und dafür sandte Apollo den Trojanern eine Pest, Neptun aber ein Seeungeheuer, welches Menschen und Tiere hinwegraubte. Das Orakel sagte, wenn Laomedoii seine Tochter opfere, werde das Unheil des Landes authören. Die unglückliche Hesione ward nun an einen Felsen gefesselt, und stand dort, als Hercules mit seinem Schiffe von den Amazonen zurückkehrte. Der Held versprach Hesione zu retten, wenn Laomedon ihm die Stuten versprechen wollte, die Zeus dem Tros für den geraubten Ganymedes gegeben; der bedrängte König ging die Bedingung ein; Hercules sah das Ungeheuer herunschwimmen, fuhr mit einem Kahn in dessen Rachen, kam in den Bauch desselben und tötete es, von innen, wo er drei Tage gewesen, sich heraus arbeitend; nun wollte aber der betrügerische König wieder nicht Wort halten, und Hercules musste abziehen; jedoch drohte er ihm, zurückzukommen und Rache zu nehmen. Von dort ging Hercules nach der Stadt Aenos, wo er von Poltys gastfrei empfangen wurde; er tötete den Sarpedon, Sohn des Neptun und Bruder des Poltys, einen übermüthigen Frevler an Göttern uud Menschen, unterjochte die Bewohner der Insel Thasos, und liess sie seinen Begleitern Alcäus und Sthenelus, tötete dann im Ringkampfe den Polygonus und Telegonus, welche ihn herausgefordert hatten, und kam endlich nach Mycenä, dem Eurystheus den Gürtel der Hippolyte überbringend.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874

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