Cephalus

Cephalus

Griechische Mythologie

Es scheinen zwei Personen dieses Namens gewesen zu sein: ein Sohn des Mercur und der Herse, der Tochter des Cecrops, und ein Sohn des Deion, Königs zu Phocis, und der Diomede. Beide wurden selbst in den ältesten Zeiten verwechselt und ihre Geschichte in einander verflochten. Cephalus war mit der schönen Procris, Tochter des Königs Erechtheus und der Praxithea, vermählt und liebte sie unendlich; da entführte ihn einst Aurora (s.
Cephalus 70Fig. 70); doch bald sehnte er sich selbst in den Armen der Göttin nach der verlassenen Gattin, und Aurora erhörte endlich sein Flehen, doch sagte sie ihm vorher, es werde der Wunsch ihn gereuen. Um der Gattin Treue zu prüfen, kam er zu ihr in veränderter Gestalt, flehte um ihre Liebe, lange umsonst, immer hörend, dass sie Cephalus allein getreu sein wolle; endlich siegte seine Beharrlichkeit und ein kostbares Geschenk, und nachdem ihre Untreue nicht mehr zweifelhaft sein konnte, entdeckte er sich der Gattin, und sie floh beschämt. Nach einigen Nachrichten kam sie zu Minos, dessen Neigung sie gewann, und der sie mit einem nie fehlenden Wurfspiess und mit einem Hunde, Lälaps, dem nichts entgehen konnte, beschenkte. Cephalus bat die Gattin, zu ihm zurückzukehren, und da er endlich erklärte, solchen Versuchungen, wie er ihr aufgelegt, hätte Niemand widerstehen können, kam sie wieder zu ihm und lange lebten sie überaus glücklich, und Procris schenkte dem Gatten Hund und Speer. Nun ging er stets ohne Begleiter auf die Jagd, denn nichts, worauf er sein Geschoss richtete, konnte ihm entgehen. Oft rief er, ruhend auf frischem Grase im duftigen Haine, mit schmeichelnden Worten Aura (Kühlung) herbei, dass sie ihm die Wangen fächle und ihn erfrische mit ihrem Athem; diese Worte, von falschen Freunden falsch gedeutet, wurden der Procris hinterbracht; sie, um sich von der vermeinten Untreue des Gatten und seiner noch dauernden Liebe zu Aurora zu überzeugen, ging ihm nach, und als er wieder so sprach, seufzte sie, glaubend, es sei Aurora, welche er rufe. Cephalus meinte das Rauschen eines Wildes zu hören, ergriff den nie fehlenden Speer, und Procris sank durchbohrt nieder, noch im Tode ihn bittend, ihr Ehebette nicht mit der vermeinten Geliebten zu theilen. Der entsetzte Gatte löste ihr das Räthsel, doch Procris starb und liess Cephalus in stets unbefriedigter Sehnsucht nach ihr. Später zeichnete sich der junge Held noch aus, indem er den teumessischen Fuchs mit seinem schnellen Hunde jagte. Er machte darauf mit Amphitryon einen Feldzug gegen die Teleboer, und erhielt von diesem die Insel Cephalonia zum Geschenk, welche er mit seinen Verwandten bezog. Einige zählen ihn zu den Argonauten und den Helden, welche auf der Jagd nach dem calydonischen Eber waren: Andere geben an, er habe bei den Leichenspielen des Acastus zu Ehren seines Vaters den Preis im Werfen mit der Schleuder erhalten.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874