Einheriar

Einheriar

Nordische Mythologie

Heissen alle die Helden, welche auf Erden tapfer gekämpft haben und in der Schlacht des ehrenvollen Todes sterben, den ihnen die Walküren bereiten, die auf dem Schlachtfelde umherreiten und die Muthigsten mit einem Kusse einladen, zu Odins Mahl in Walhalla zu kommen. Diese mächtigen Helden versammeln sich in der Götterburg zum Schütze der Asengötter; sie sollen dieselben gegen die Söhne des Landes Muspelheim vertheidigen, welche bei dem Untergange der Welt mit Feuer hereinbrechen werden. Da ihre Macht fast unwiderstehlich ist, so versammelt Odin Alles um sich, was je tapfer gekämpft hat, Freund und Feind. Die gegenseitige Abneigung der Einheriar verläugnet sich auch dort in Walhalla nicht; jeden Tag ziehen sie aus, um mit einander bis auf den Tod zu kämpfen, jeden Tag liefern sie sich wilde, blutige Schlachten, doch sobald der Krieg geendet, stehen sie gesund, von der Todeswunde geheilt, wieder auf, setzen sich zu Odins Tafel, und nun werden ihnen von den ewig jungfräulichen Walküren die goldenen Becher mit köstlichem Meth credenzt, und in ihren Armen ruhen sie aus von ihren Kämpfen, um am nächsten Morgen sie wieder zu beginnen: eine Uebung der Kräfte, welche Odin sehr gerne sieht, da sie all' ihren Muth brauchen werden, wenn der verderbliche Weltbrand hereinbricht. Von den Einheriar sind viele, nach Einigen gar die Hälfte, in Freya's Burg Volkwang, um diese zu bewachen; dort, am Hofe der Göttin der Liebe, leben sie noch herrlicher, als an Odins reich besetztem Tisch.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874