Hercules: Erste und zweite Tat

Griechische Mythologie

Hercules: Erste und zweite Tat

Griechische Mythologie

Zuerst sollte er den nemeischen Löwen töten; dies war ein Ungeheuer, von Typhon erzeugt und unverwundbar. Zu Cleona fand Hercules einen Tagelöhner, Namens Molorchus, im Begriff, dem Jupiter ein Opfer zu schlachten; der Held ward gastfrei aufgenommen, und bat seinen Wirt, das Thier noch dreissig Tage zu bewahren, käme er bis dahin zurück, so wollten beide es Jupiter dem Retter opfern; käme er nicht Zurück, so solle er es ihm, dem Hercules, als einem zu den Göttern Eingegangenen, zum Opfer bringen. Nun unternahm Hercules seine Jagd: den Pfeilen widerstand das Fell, und der Keule die Stirne des Löwen; doch flüchtete dieser in seine Höhle, die durch den Berg von Nemea ging, und zwei Ausgänge hatte. Sogleich verrammelte Hercules den einen, drang von der andern Seite in die Höhle, umschlang mit den Armen den Hals des Tieres und erwürgte es, während er mit den Knien ihm die Weichen eindrückte. Jetzt trug er den Löwen nach Mycene, kam jedoch noch vorher zu Molorchus, der so eben im Begriff war, ihm als einem Gestorbenen das Opfertier zu schlachten, denn es war der dreissigste Tag; jetzt ward das Opfer dem rettenden Jupiter gebracht, und dann setzte Hercules die Reise fort.

Hercules: Erste und zweite Tat 145Fig. 145 der nemeische Löwe; Cerberus; die Bosse des Diomedes
Die Stärke des Helden hatte auf Eurystheus einen solchen Eindruck gemacht, dass er ihm befahl, künftig nicht mehr unmittelbar vor ihm zu erscheinen, sondern die Beweise der Ausführung seiner Arbeiten vor den Thoren zu zeigen. So kam denn Hercules gar nicht zu ihm, sondern empfing den zweiten Auftrag, die lernäische Hydra zu töten, durch einen Herold. Hierzu nahm er seinen Neffen Jolaus als Wagenlenker mit, ging auf das neunköpfige Untier, welches aus dem Sumpfe von Lerna hervorkam, um die Herden zu würgen, los, zwang es durch brennende Pfeile, seinen Schlupfwinkel zu verlassen, und fing an, ihm mit der Keule die Köpfe abzuschlagen; doch so wie einer herunter war, wuchsen zwei wieder an dessen Stelle, zudem kam ein ungeheurer Krebs aus dem Sumpfe hervor, welcher den Heros empfindlich kniff; diesen schlug er nun zwar tot, doch der Hydra konnte er nicht Meister werden, bis Jolaus den nahe gelegenen Wald anzündete, und mit den glühenden Baumstämmen die Stelle ausbrannte, von welcher Hercules einen Kopf gehauen, so dass kein neuer aus dem Blut erwachsen konnte. Nun fiel ein Haupt nach dem andern, und das letzte, unsterbliche, begrub er unter einem mächtigen Felsen. Den Bumpf spaltete er in zwei Teile, und in die Galle tauchte er seine Pfeile, wodurch die von ihnen verursachten Wunden unheilbar wurden.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874

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