Hercules: Tempelschändigung

Griechische Mythologie

Hercules: Tempelschändigung

Griechische Mythologie


Hercules: Tempelschändigung 151Fig. 151 Hercules gesellt sich zu Iole
Jetzt war Hercules frei; er ging nun nach Theben zurück, verband seine ehemalige Gattin Megara mit Jolaus, und warb bei Eurytus, dem Herrscher von Oechalia, um die Hand der schönen Iole. Dem Rechte nach wäre sie ihm geworden, er hatte den König im Bogenschiessen übertroffen, und als Kampfpreis war Iole dem Sieger bestimmt, doch weigerte der Vater ihm dieselbe, weil er eines seine Kinder getötet, und dies ihm wieder begegnen konnte. Erzürnt und Rache schwörend, ging Hercules fort. Bald darauf verging der König sich noch mehr gegen den Helden. In Euböa hatte der Räuber Autolycus Rinder gestohlen, und Iphitus, der sie suchte, erhielt von Eurytus, seinem Vater, die Nachricht, Hercules habe sie genommen. Iphitus wollte das nicht glauben, begab sich jedoch zu ihm, um ihn zur Mitwirkung aufzufordern, da er sie suchen wollte. Eben hatte Hercules einen neuen Gang nach der Unterwelt vollendet, um dem Ädmet seine geliebte Alcestis zu holen; diess nun mochte, seine Sinne halb verwirrt haben, denn obwohl er den Iphitus gastfreundlich aufnahm, so stürzte er ihn doch bald darauf über die Mauern von Tiryns herab. Um sich von diesem Morde reinigen zu lassen, begab er sich zu dem König der Pylier, Neleus; doch dieser, ein Freund des Eurytus, wies ihn von siech, und erst zu Amyclä entsündigte ihn Deiphobus, des Hippolytus Sohn; doch ward er von einer schweren Krankheit befallen, und wandte sich desshalb um Rat nach Delphi

Hercules: Tempelschändigung 152Fig. 152 Hercules spinnt bei Omphale
Die Pythia verweigerte ihm den Spruch, da wollte er den Tempel plündern, raubte den Dreifuss, und errichtete ein eigenes Orakel, wesshalb Apollo mit ihm kämpfte, welcher Streit abermals durch Jupiters Blitze getrennt wurde. Nunmehr sagte ihm die Pythia, er solle, um die Götter wegen des Mordes zu versöhnen, sich verkaufen lassen, drei Jahre als Sklave dienen, und das Geld dem Eurytus als Ersatz geben. In Lydien herrschte damals Omphale, Tochter des Königs Jardanes; an diese verkaufte Mercur den Helden, und in ihrem Dienst bekämpfte er viele asiatische Völker, ging auch nach Aulis und besiegte den Syleus, welcher die Fremden zwang, in seinem Weinberge zu arbeiten, tötete ihn und seine Tochter Xenodice, ging auf die Jagd des calydonischen Ebers, machte die Argonautenfahrt mit, begrub des Dädalus Sohn Icarus, gewann endlich die Liebe der schönen Omphale, und ward so ganz ihr eigen, dass sie mit seiner Löwenhaut und seiner Keule tändelte, während er Fäden an der Spindel drehte.


Aus Vollmer's Mythologie aller Völker, Stuttgart 1874

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